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Bewegender Projekttag der 10a und 10b anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November2023 · 23. November 2023

Vor 85 Jahren haben die Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Gotteshäuser der jüdischen Bevölkerung zerstört, Juden zusammengetrieben und misshandelt, deren Wohnungen geplündert. Auch in Vallendar gab es kaum Widerstand gegen diese Gewalt gegenüber Juden, die bisher sowohl im Vereinsleben integriert, am wirtschaftlichen Wohlstand der Stadt einen Anteil hatten, wo auch im nachbarschaftlichen sozialen Gefüge bisher ein gutes Miteinander möglich war.
Die Gräueltaten waren aber erst der Anfang einer beispiellosen systematischen Ermordung des jüdischen Volkes und endeten millionenfach in den Konzentrationslagern in Auschwitz, Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen, Treblinka, Ravensbrück, Sobibor und viele mehr.
Auch in Vallendar gab es eine recht große und lebendige jüdische Gemeinde. Sie hatte eine eigene Synagoge und einen eigenen Friedhof in Vallendar. Im 3. Reich wurden dann durch die Nazis 99 jüdische Mitbürger misshandelt, verschleppt und am Ende in Konzentrationslager ermordet.
Die Stadt Vallendar gedenkt jedes Jahr am 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, an die Schrecken der NS-Zeit. Dies findet am Mahnmal oberhalb der katholischen Pfarrkirche statt. Der Stadtbürgermeister hatte dieses Jahr eine Einladung an die weiterführenden Schulen in Vallendar geschickt, an der Gedenkfeier teilzunehmen.
Die Klassen 10a und 10b sind dieser Einladung gefolgt und sind mir ihren Lehrern Stefanie Fölbach und Volker Lemke im Rahmen eines Projekttages auf „Spurensuche“ gegangen.
Zunächst hatte Frau Fölbach mit freiwilligen Schülerinnen in der Schulküche jüdisches Essen vorbereitet. Es gab für mittags Falafel, Hummus (Kirchererbsenpüree), Salat und Challah traditioneller jüdischer Zopf).

Zunächst aber beschäftigten sich die Klassen in Gruppenarbeit zu folgenden Themen „Die jüdische Gemeinde in Vallendar“, „Die Vallendarer Synagoge“, „Pogrome und Verfolgungen von Juden in der NS-Zeit in Vallendar“ und „Stolpersteine“.
Im Wintergarten hatten dann die Klassen Gelegenheit, sich mit dem selbstzubereiteten jüdischen Essen zu stärken.

Nach dem gemeinsamen Essen wurden dann die Ergebnisse der einzelnen Gruppen vorgestellt. Anschließend begann am frühen Nachmittag ein Rundgang in Vallendar und man begab sich auf die Spuren früheren jüdischen Lebens.
Gemeinsam gingen wir zu der ehemaligen Synagoge in der Eulergasse. Diese ist 1938 zerstört worden. Heute steht lediglich die Rückwand der Synagoge mit der markanten Rosette. Diese steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
Dort konnten wir mit einer Anwohnerin sprechen, deren Vater mehrere Konzentrationslager überlebt hat. Er hatte sein ganzes Leben mit schweren Traumata zu kämpfen. Diese Begegnung war sehr berührend, weil sie den Schülerinnen Mut machte, nicht wegzusehen, sondern einzustehen für Gerechtigkeit, überall wo Menschenwürde mit Füßen getreten wird.

Weiter gedachten wir an den Stolpersteinen am Rathausplatz der ermordeten Familien und legten an einer Stelle stellvertretend Blumen nieder. Die Stolpersteine erinnern an die Wohnorte der Verfolgten im 3. Reich und man findet sie an vielen Orten in Deutschland und anderen Ländern wieder. In Vallendar gibt es über 20 Stolpersteine.

Anschließend besuchten wir dann den jüdischen Friedhof in der Kirchstraße. Es war wirklich für alle etwas Besonderes, diesen heiligen Ort aufzusuchen und Respekt den Menschen zu zollen, die damals friedlich mit ihrer eigenen Kultur und Religion in Vallendar gelebt haben.
Dort beteten wir das traditionelle Kaddisch, das Totengebet der Juden.

Der Schlusspunkt an diesem 9. November bildete die gemeinsame Veranstaltung um 17 Uhr mit katholischer und evangelischer Kirche, mit dem Stadtbürgermeister und Vertretern der demokratischen Parteien und Mitbürgern der Stadt. Auch die Jugendlichen der „Konrad-Adenauer-Realschule plus“ vom Mallendarer Berg hatten sich – wie wir – Gedanken zu diesem besonderen Tag gemacht und trugen sie vor. Gemeinsam stellten die Schüler beider Schulen die brennenden 99 Kerzen im Gedenken an die 99 ermordeten Juden zu den Namen am Mahnmal. Die Klassen der Marienschule hatten in den Wochen zuvor im Musikunterricht mit Frau Garmacea ein jüdisches Friedenslied eingeübt. Dieses bildete bei dieser abendlichen Veranstaltung einen wirklich würdigen und nachdenklichen Schlusspunkt.

Ein intensiver und bewegender Tag zu einem wichtigen Teil unserer Geschichte ging damit zu Ende. Sowohl für die Schülerinnen als auch für die betreuenden Lehrer war dieser Projekttag doch etwas ganz Besonderes und Einzigartiges. Auch wenn diese Geschehnisse lange her sind, so sind sie immer noch Auftrag an uns alle, uns für eine friedliche und gerechte Welt einzusetzen.

Stefanie Fölbach und Volker Lemke

 



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