"ÜberWunden" · 19. März 2024
Ökumenischer Kreuzweg der Jugend
gestaltet von Schülerinnen der MSS 11 zusammen mit Frau Seibel für die Jahrgangsstufe 9-12 am 19.03.2024
Eröffnung und Prolog
Wir gehen den Kreuzweg in Erinnerung an Jesus, der leiden musste und gestorben ist. Wir schauen dabei auf die Wunden, die sie Jesus geschlagen haben. Und wir wissen, dass auch heute Menschen anderen Menschen Leid zufügen.
Beim Erinnern helfen uns die Bilder eines Kreuzwegs.
Der steht genau auf einer Grenze. Oder besser: auf einer ehemaligen Grenze, denn die gibt es heute nicht mehr.
die Grenze zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland.
Die Grenze, die ganz Europa teilte und die man „Todesstreifen“ nannte. Viele Menschen wollten damals darüber fliehen und viele Menschen sind dabei umgekommen. Andere wurden auf der Flucht gefangen genommen und inhaftiert. Heute ist diese Grenze gefallen. Den Todesstreifen gibt es nicht mehr.
Aber sind die Wunden der Menschen von damals auch verheilt?
Jesus ging über seinen eigenen „Todesstreifen“. Er ging den Kreuzweg bis in den Tod am Kreuz. Doch auch diese Grenze ist gefallen. Jesus hat den Tod überwunden, das glauben wir. Wir gehen diesen Kreuzweg, weil wir hoffen, dass Er auferstanden ist. Die, die ihn gesehen haben, haben es erzählt. Und einer von ihnen hat sogar seine Finger in Jesu Wunden gelegt.
Was die Jünger bezeugt haben, ist unser Glaube
Glaubst du daran?
Oder: Zweifelst Du daran?
Wir beten gemeinsam:
Gott.
Jesus.
Wir sehen dich an.
Wir sehen hin,
sehen deinen Weg in Schmerzen und Leid bis zum Tod.
Gott.
Wir glauben: In Christus hast du den Tod überwunden.
In dieser Zuversicht wollen wir den Kreuzweg gehen.
Amen.
1. Station: Jesus wird verurteilt
“Jeweils zum Fest pflegte der Statthalter einen Gefangenen freizulassen, den sich das Volk auswählen konnte.
Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Barabbas im Gefängnis. Der Statthalter und Richter Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?
Er wusste nämlich, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte. Sie riefen: Barabbas! Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!
Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.” (Mt 27,15ff)
Jesus wird verurteilt.
Wir sind dabei.
Wir sind das Volk.
Wir sind viele.
Sie schreien mit,
weil alle schreien:
Gib uns den Barabbas frei!
Kreuzige Jesus!
Jawohl, ans Kreuz mit ihm!
Masse macht Meinung.
Und was macht der Richter Pilatus?
Er wäscht seine Hände in Unschuld.
Man stellt sich nicht gern
allein gegen alle.
Das ist eine Wunde in Jesu Herz:
Sie wollen ihn nicht mehr.
Sie wollen ihn leiden sehen.
Sie wollen, dass er stirbt.
Gebet
Guter Gott,
du hast mir Augen gegeben, um hinzuschauen,
den Verstand, um abzuwägen.
Hilf mir zu erkennen, was richtig ist.
Lass mich eigene Entscheidungen fällen.
Gib mir Kraft, Widerstand zu leisten, wo er nötig ist.
Amen.
2. Station: Jesus nimmt das Kreuz
“Sie nahmen ihn aber und er trug sein Kreuz und ging hinaus auf den Weg nach Golgatha.” (Joh 19,17)
Sie befehlen ihm: „Nimm dein Kreuz und trag es nach Golgotha zum Hinrichtungsplatz!“ Jesus ist gezeichnet von den Foltern der letzten Nacht.
Er blutet von den Striemen der Peitsche und von den Stacheln der Dornenkrone. Seine Wunden schmerzen wie tausend Messerstiche. Kraftlos versucht er auf den Beinen zu bleiben.
Das Kreuz ist schwer. Jesus kann es kaum mehr stemmen.
Aber er trägt es. Er geht seinen Weg. Die Zuschauer am Straßenrand lachen über ihn und sie verspotten ihn.
Seine Schwäche bringt sie in Fahrt: Für sie ist Jesus keiner mehr von ihnen. Der da das Kreuz trägt, ist ein Wurm. Den würden sie am liebsten zertreten. Sie bespucken ihn – voll Verachtung.
Ausgegrenzt. Allein.
Am Kreuz wird Jesus später einen Psalm beten. Und dieses Gebet aus dem Alten Testament beschreibt es genau so: „Ich bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und vom Volk verachtet“ (Ps 22, 7).
Wie ist das, wenn andere über Dich lachen und spotten?
Hast Du das schon mal erlebt? Wenn sie Dich verachten und mit Dir nichts mehr zu tun haben wollen? Kannst Du dir vorstellen, wie es ist, wenn du damit alleine bist? Das schlägt Wunden und schneidet wie ein Messer in die Seele. Und kannst Du Dir jetzt auch vorstellen, dass Du so etwas schon mal anderen angetan hast?
Gebet
Jesus,
du hast dein Kreuz getragen.
Du hast Verachtung und Spott ertragen.
Du musstest diesen Weg gehen.
Gib mir den Mut, meinen Weg zu gehen.
Sei Du bei mir, wenn ich mich alleine fühle.
Hilf mir, niemand anderen zu verachten und auszugrenzen.
Amen.
3. Station: Jesus begegnet Maria
Maria muss mit ansehen, was ihr Sohn erleidet.
Jesus steht vor seiner Mutter, Maria. Sie weiß nicht, was sie jetzt sagen soll. Warum nur ist es soweit gekommen? Sie kann es nicht verstehen. Er hat doch nichts verbrochen, sondern für Gott gelebt. Sie kann ihm nicht helfen. Maria steht vor ihrem Sohn, Jesus. Ihn hat sie geboren. Ihn hat sie vor dem Kindermörder Herodes gerettet. Ihn hat sie durch sein Leben hindurch begleitet. Und jetzt? Das Kreuz steht zwischen ihnen. Es trennt sie voneinander. Der Sohn wird hingerichtet. Die Mutter muss damit leben. Es zerreißt ihr das Herz. Tod und Trennung sind schmerzhaft. Eine Beziehung zerreißt und lässt uns allein zurück. Das ist schwer auszuhalten. Nichts ist mehr wie vorher. Wer tröstet uns? Was trägt uns? Wer heilt unsere Wunden?
Gebet
Wir beten gemeinsam:
Begegne mir, Gott,
wenn ich einsam und verlassen bin.
Sei mir nah,
wenn ich mich verloren fühle.
Heile mein Herz.
Amen
4. Station: Jesus fällt unter das Kreuz
Erschöpft könnte Jesus gebetet haben:
„Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!“ (Ps 22,20)
Jesus muss sich mit dem Kreuz den Berg hochschleppen.
Die Last ist unerträglich schwer. Das riesige Kreuz drückt Jesus zu Boden. Er kann nicht mehr dagegenhalten.
Jesus bricht zusammen, sein Kopf ist gesenkt und der Arm verdreht.
„Ich kann nicht mehr!“ Kennst du dieses Gefühl?
Was belastet dich und wird für dich unerträglich?
Man sagt: Jeder von uns muss seine eigenen Lasten tragen.
Aber besonders schwer drücken sie, wenn die anderen mich nicht ernst nehmen, und mein Leid runterspielen.
Kennst du das auch? Und wenn du nicht mehr kannst und am Boden liegst – kannst du zugeben, dass du am Ende bist?
Oder hast du Angst davor, weil du immer stark sein musst und weil du sonst dein Gesicht verlierst?
Gebet
Gott,
schenk mir Kraft zu tragen,
was ich tragen muss.
Wenn ich nicht mehr kann,
hilf mir auf.
Lass mich die Angst überwinden,
zu versagen.
Sei du bei mir.
Amen.
5. Station: Jesus werden die Kleider geraubt
“Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.” (Lk 23,34b-35)
Gleich wird er gekreuzigt, aber zuvor ziehen sie Jesus die Kleider aus. Das Ausmaß der Folterung ist jetzt deutlich sichtbar.
Sein Körper ist voller Wunden. Ohne seine Kleider ist der Blick frei auf den geschundenen Körper. Ein Soldat zieht ihn aus und Jesus steht da.
Nackt und aufrecht.
Sein Körper ist voller Wunden
und Jesus steht da.
Nackt und aufrecht.
Beraubt, beschimpft, bloßgestellt,
und Jesus steht da.
Nackt und aufrecht.
Ein König der alles überwinden wird,
für uns Menschen,
die wir gaffen, anklagen, schimpfen, bloßstellen, dissen, rauben, verwunden.
Und Jesus steht da,
nackt und aufrecht.
Gebet
Herr Jesus Christus,
du bliebst aufrecht
trotz aller Demütigung, Verletzungen, Schmerzen.
Gib mir Mut, aufzustehen,
wenn Menschen gedemütigt werden,
Gib mir Kraft selbst stehen zu bleiben,
wenn ich gedemütigt werde.
Herr Jesus Christus,
steh du mir bei.
Amen.
6. Station: Jesus wird ans Kreuz geschlagen
“Dann kreuzigten sie ihn.” (Mk 15,24)
Eine Kreuzigung war grausam. In der Bibel stehen keine Details,
nur, dass sie Jesus gekreuzigt haben. Mehr nicht.
Pure Gewalt. Monsterhaft drohend hat da einer den Hammer zum Schlag erhoben. Er wird zuschlagen. Kein Zweifel. Ein unförmiges Muskelpaket ist Handlanger des Bösen. Wie ein gewaltiger Riese hat er sich vor seinem Opfer aufgebaut.
Wir lesen in Psalm 22: „Sie durchbohren mir Hände und Füße.“
Jesus kannte dieses alte Gebet. Was dort beschrieben wird, ist eine schreckliche Erfahrung. Von anderen bedroht, verwundet oder gequält zu werden – das macht das Leben zur Hölle.
Musstest du so etwas schon mal erleben: Bedrohung? Schmerzen? Gewalt?
Gebet
Guter Gott,
wir haben vor Augen,
wozu Menschen fähig sind.
Heile unser Denken und Handeln
und hilf uns,
die Macht des Bösen zu durchbrechen.
Wo wir helfen können,
Gewalt in Güte zu wandeln,
gib uns die Kraft und den Mut dazu.
Amen.
7. Station: Jesus stirbt am Kreuz
“Als die sechste Stunde kam, das ist zur Mittagszeit, brach über das ganze Land eine Finsternis herein. Sie dauerte drei Stunden.
Da rief Jesus mit lauter Stimme zu Gott und betete.
Dann hauchte er seinen Geist aus und starb.” (Mk 15, 33ff)
Tot. Aus und vorbei. Gestorben am Kreuz – der Sohn vom Gott des Lebens. Seine Botschaft vom Leben, endet im Tod.
Und dann heißt es im Glaubensbekenntnis: Jesus ist hinabgestiegen in das „Reich des Todes“.
Das glauben wir: dass der Gottessohn persönlich hinabgestiegen ist. Wir glauben, damit steigt Gott selbst hinab in den Tod. Der Gott des Lebens im Reich des Todes. Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann, aber ich weiß, ich darf darauf vertrauen:
Gott ist da – in finsterer Nacht, der Gott des Lebens ist da- in tiefster Not, mein Gott ist da- in schwärzester Trauer.
Gebet
Mag sein, dass Gott ahnte, wie schwer das Ganze zu begreifen ist. Deshalb hat er uns eine Brücke gebaut.
Durch Jesus hat er uns gesagt: mein Herz brennt für Euch,
wie das Herz einer Mutter und eines Vaters für seine Kinder brennt. Wir dürfen ihn unseren „Vater“ nennen, und so zu ihm beten:
Vater unser …
Epilog: Jesus geht den Weg zum Leben
“Nachdem Jesus gestorben war, gingen zwei seiner Jünger traurig nach Hause. Unterwegs ging ein Fremder neben ihnen her.
Sie unterhielten sich mit ihm über das, was mit Jesus geschehen war. Später saßen sie mit dem Fremden zusammen und aßen miteinander. Dabei erlebten sie einen ganz besonderen Moment.
Sie erkannten, dass dieser Fremde der auferstandene Jesus war.
Hinterher sagten sie zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er mit uns unterwegs war und zu Tisch saß? (Lukas 24, 13ff)
Das Kreuz ist leer.
Der Weg ist frei.
Der Himmel ist offen,
am Horizont ist es hell.
Der Eine hat für alle
ein für alle Mal
den Tod überwunden.
Jesus geht uns voran auf dem Weg ins Leben.
Und zugleich geht er neben uns her.
Brannte nicht unser Herz?
Brach er uns nicht das Brot?
Brechen wir endlich auf?
Lied: Gott, du machst mich stark
Schlussgebet
Herr Jesus Christus,
über Wunden führt Dein Weg,
um unsere Wunden zu heilen.
Schmähung und Spott nimmst Du auf Dich, Herr,
damit wir aufrecht durchs Leben gehen.
Durch den Tod gehst Du, Herr,
um uns ins Leben zu führen.
Und
damit wir im Licht leben,
besiegst Du selbst, unser Gott, das Dunkel.
Wie wunderbar ist dieses Geheimnis.
Wir preisen Dich. Amen.
:Segen:
Dass wir jeden Tag ein wenig mehr von seiner Größe erahnen
und jeder Tag ein wenig mehr Ostern anbricht,
dazu wende Gott sich uns zu,
er begleite uns durch diese Tage
und erfülle unser Herz mit Seinem guten Geist…
Er, der barmherzige und dreifaltige Gott,
der Vater,
der Sohn,
und der Heilige Geist.
Amen
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